Jahresrückblick 2008 - die prägnantesten Ereignisse

Auch das Jahr 2008 war von einigen schweren Unwettern geprägt. An dieser Stelle möchten wir einen kleinen Rückblick auf die prägnantesten Unwetterereignisse in Deutschland geben.

 

Januar 2008

Gleich zu Beginn des Jahres stellte sich eine sogenannte Grenzwetterlage ein, bei der sich sehr milde und feuchte atlantische Luftmassen und frostigkalte Kontinentalluft viel zu nahe kamen. Die Folge war eine markante Glatteisregenlage, welche sich am 4.1. im Westen formierte und am 6.1. im Osten Deutschlands ihren Höhepunkt erreichte. In weiten Landesteilen waren Warnungen für Glatteisregen erforderlich. Diese Wetterlage war sehr gut vorhersagbar, was sich an der sehr frühzeitigen Vorwarnlage der MeteoGroup Unwetterzentrale ablesen lässt.

 

März 2008

Das nächste herausragende Unwetterereignis war ohne Zweifel Orkantief EMMA, welches vom 29.2. bis zum 1.3. zu schweren Schäden, Toten und Verletzten in Mitteleuropa führte. Im Zentrum des Orkantiefs wurde ein niedriger Luftdruckwert von nur 959 hPa erreicht. Zum Vergleich: In Mitteleuropa erreichen Tiefdruckgebiete in ihrem Zentrum im Regelfall Druckwerte, die sich etwa zwischen 975 und 1013 hPa bewegen.
Im Flachland wurden vielfach orkanartige Böen registriert, gebietsweise traten auch Orkanböen auf. Die stärksten Böen im Flachland wurden mit 146 km/h im Süden Bayerns an der MeteoGroup-Wetterstation Benediktbeuern und 152 km/h in Chemnitz gemessen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung Orkan (Windstärke 12 Beaufort) ab 118 km/h gilt. Auf dem Wendelstein erreichten die Spitzenböen Werte bis zu 222 km/h!
Dazu hat es verbreitet ergiebig geregnet und ähnlich wie beim Orkan KYRILL im Januar 2007 sind sogar linienhaft blitzintensive Gewitter aufgetreten, die von Nordwest nach Südost über weite Landesteile hinwegzogen. Vielfach haben wir Niederschlagsmengen von 20 bis 40 l/qm registrieren können, vor allem in den Staulagen der Mittelgebirge sind auch gebietsweise 50 bis 77 l/qm aufgetreten. Im langjährigen Durchschnitt sind zum Beispiel in Essen in einem gesamten Monat März meist nur 75 l/qm zu verzeichnen.

 

Mai / Juni 2008

Ende Mai wehte aus mediterranen Breiten sehr warme und feuchte Luft nach West- und Süddeutschland. Sie bestimmte über mehrere Wochen das Wetter. Dabei entwickelten sich in dieser schwülwarmen Luft zeit- und gebietsweise unwetterartige Gewitter, die Sturm, Starkregen und Hagel brachten. Dies hatte Verletzte und zahlreiche Schäden zur Folge.
Besonders massiv waren Unwetter im Thüringer Wald, wo stellenweise Niederschlagsmengen von 80 bis 120 l/qm binnen weniger Stunden, mehr als für einen gesamten Monat üblich, aus den Gewitterwolken stürzten. Auch Teile Nordrhein-Westfalens sind von heftigsten Gewittern heimgesucht worden. Besonders betroffen war das Rheinland zwischen Krefeld und Düsseldorf. Gewaltige Wolkentürme verdunkelten hier an einem Vormittag die Szene und es kam zu Großhagel und Wolkenbrüchen.
Außerdem kam es in einer Superzelle in Augustusburg in Sachsen zu einem Tornado der Stufe F1 mit Spitzenböen um 150 km/h. Zu extremen Verwüstungen hat auch ein heftiges Gewitter mit Starkregen im Raum Hechingen geführt. Besonders betroffen war hier das Killertal. Bilder vom Killertal-Unwetter hat uns Jens Mehnert freundlicherweise zur Verfügung gestellt, die Sie sich eingangs des Beitrages animiert anschauen können.

 

Juli 2008

Das, von dem Großereignis EMMA einmal abgesehen, heftigste Unwetter entlud sich am 26.7. des Jahres im Raum Dortmund. Ein über einen längeren Zeitraum ortsfester Gewitterherd verursachte schwere Überschwemmungen und Hagelschlag. Durch die MeteoGroup-Wetterstation Dortmund-Uni konnten wir enorme Niederschlagsmengen messen: Mit bis zu 203 l/qm kann hier von einem Jahrhundert-Starkregenereignis gesprochen werden. Auch mittels kilometergenauer Radaranalyse/Radarabtastung konnten wir dort ähnlich extreme Summen orten. Es ist nicht auszuschließen, dass die Wetterstation Dortmund-Uni nicht das Maximum gemessen hat, sondern dass es wenige hundert Meter entfernt auch noch mehr Regen gegeben haben könnte.

 

Diese Zusammenstellung wurde von Andreas Wagner, Thomas Sävert und Stefan Laps, Meteorologen der Unwetterzentrale erstellt.

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