Winterrückblick 2009/2010: Januar 2010

Nachdem der Dezember schon leicht „zu kalt“ ausfiel und vielerorts reichlich Schnee sowie eiskalte Nächte brachte, sollte der Winter im Januar erst richtig loslegen. So kehrte bereits am 01.01.2010 der Dauerfrost in die Gebiete nördlich der Mittelgebirge zurück. Gebietsweise kam es auch zu Schneefällen, sodass es mit Ausnahme des Nordwestens einige Zentimeter Neuschnee gab. In den Folgetagen stellte sich nahezu landesweit Dauerfrost ein.

Beseitigung von Schneemassen auf dem Kahlen Asten
Abb. 1: Beseitigung von Schneemassen auf dem Kahlen Asten

In der Nacht vom 07. auf den 08.01.2010 kam es an der Ostsee zu lang anhaltenden und ergiebigen Schneefällen. Hochreichende Kaltluft, welche über das verhältnismäßig warme Ostseewasser wehte, löste kräftige Schneeschauer aus. Diese ordnen sich nicht selten in Form einer Straße an und ziehen mehrere Stunden über einen Ort hinweg. So wurde am Morgen des 08.01.2010 um 7 Uhr auf Hiddensee eine Neuschneemenge von 33 Zentimetern gemessen, auf Kap Arkona waren es 29 Zentimeter.

Schauerstraße an der Ostseeküste
Abb. 2: Schauerstraße an der Ostseeküste im Radarbild

Ab Freitag, den 08.01.2010 zog Sturm- und Schneetief DAISY vom Mittelmeerraum nach Nordosteuropa und brachte in Deutschland verbreitet Schneefälle und gebietsweise auch erhebliche Schneeverwehungen und Neuschneemengen.

 


Am Montag, den 11.01.2010 war DAISY endgültig abgezogen und das ganze Land zeigte sich wieder unter einer geschlossenen Schneedecke. Besonders in den Mittelgebirgen, aber auch in einem breiten Streifen von Niedersachsen bis in den Osten Deutschlands lagen verbreitet um 20, gebietsweise auch um 30 Zentimeter Schnee.

Auswahl Schneehöhen in Deutschland am 11.01.2010
Abb. 3: Auswahl Schneehöhen in Deutschland am 11.01.2010

Bis zur Monatsmitte blieb es landesweit bei kaltem Winterwetter mit zeitweise leichten Schneefällen. Ab dem 14.01.2010 setzte sich im Westen und Südwesten erneut etwas mildere Luft durch, die Nordosthälfte blieb, wie auch bei vorangegangenen Milderungen in diesem Winter, davon verschont. Hier konnte sich weiterhin überwiegend der Dauerfrost behaupten.

Am 23. und 24.01.2010 gelangte in den Osten Deutschlands erneut ein Schwall sehr kalter, arktischer Luftmassen. Durch die in der Südwesthälfte noch vorhandene feuchte und deutlich mildere Meeresluft stellten sich besonders nachts beachtliche Temperaturkontraste ein.

Auswahl Tiefsttemperaturen vom 23.01.2010
Abb. 3: Auswahl Tiefsttemperaturen vom 23.01.2010

Die kältesten Orte aus der Nacht zum 23.01.2010

  • -18,6°C - Morgenröthe-Rautenkranz (Sachsen)
  • -17,6°C - Angermünde (Brandenburg)
  • -17,3°C - Penkun (Vorpommern) (Mecklenburg-Vorpommern)
  • -16,9°C - Frankfurt (Oder) (Brandenburg)
  • -16,7°C - Feldberg/Mecklenburg (Mecklenburg-Vorpommern)
  • -16,6°C - Rietz-Neuendorf (Brandenburg)


Die mildesten Orte aus der Nacht zum 23.01.2010

  • +1,9°C - Selfkant (Nordrhein-Westfalen)
  • +1,2°C - Geldern-Walbeck (Nordrhein-Westfalen)
  • +1,1°C - Krefeld (Nordrhein-Westfalen)
  • +1,0°C - Heinsberg-Schleiden & Straelen (Nordrhein-Westfalen)
  • +0,9°C - Toenisvorst (Nordrhein-Westfalen)
  • +0,7°C - Duisburg-Hochfeld (Nordrhein-Westfalen)


Auswahl Höchsttemperaturen vom 24.01.2010
Abb. 4: Auswahl Höchsttemperaturen vom 24.01.2010

Die kältesten Orte vom 24.01.2010 tagsüber

  • -11,4°C - Penkun (Vorpommern)
  • -11,2°C - Feldberg/Mecklenburg
  • -11,0°C - Teterow (Mecklenburg-Vorpommern), Goerlitz (sachsen)
  • -10,9°C - Fichtelberg (Sachsen)
  • -10,8°C - Heckelberg (Brandenburg)
  • -10,7°C - Waren (Mecklenburg-Vorpommern)

 

Die mildesten Orte vom 24.01.2010 tagsüber

  • 5,8°C - Muellheim (Baden-Württemberg)
  • 5,1°C - Neuenburg am Rhein (Baden-Württemberg)
  • 4,9°C - Heitersheim (Baden-Württemberg)
  • 4,7°C - Freiburg-Ebnet (Baden-Württemberg)
  • 4,5°C - Emmendingen-Mundingen (Baden-Württemberg)
  • 4,2°C - Wolfach (Baden-Württemberg)


Die nächste bedeutsame Wetterlage stellte sich zum Ende des Monats, in der letzten Dekade ein. Ein sehr ausgeprägter und kräftiger Tiefdruckkomplex verlagerte sich zunächst nach Skandinavien und beeinflusste anschließend auch Deutschland. Somit konnte hochreichende Kaltluft vor allem sehr feuchte Meeresluft von der Nordsee her zu uns gelangen.

Großwetterlage in Europa am 30.01.2010
Abb. 5: Großwetterlage in Europa am 30.01.2010

In den Niederungen Nord- und Nordwestdeutschlands fielen die Niederschläge zeitweise nur als Schneeregen oder Regen, in den mittleren und höheren Lagen der westlichen und nördlichen Mittelgebirge kamen hingegen immense Neuschneemengen zusammen. Weil die feuchte Nordseeluft mit nordwestlicher Strömung genau gegen Gebirgszüge gedrückt wurde, konnten die höchsten Neuschneemengen an den Nordwesträndern der Mittelgebirge gemessen werden. Immer wieder zogen kräftige Schneeschauer oder schauerartige Schneefälle durch, auch einzelne Wintergewitter wurden beobachtet.

Nachfolgend die Zusammenstellung der Schneehöhenverlaufsbeispiele einiger Stationen. Die Schneehöhen wurden jeweils morgens um 7 Uhr MEZ aufgezeichnet:

Wipperfürth-Gardeweg (360 m, Nordrhein-Westfalen)

  • 8 cm - 27.01.2010
  • 14 cm - 28.01.2010
  • 21 cm - 29.01.2010
  • 41 cm - 30.01.2010
  • 48 cm - 31.01.2010
  • 52 cm - 01.02.2010


Bad Marienberg (547 m, Rheinland-Pfalz)

  • 16 cm - 27.01.2010
  • 24 cm - 28.01.2010
  • 29 cm - 29.01.2010
  • 44 cm - 30.01.2010
  • 50 cm - 31.01.2010
  • 54 cm - 01.02.2010


Kahler Asten (839 m, Nordrhein-Westfalen)

  • 51 cm - 27.01.2010
  • 58 cm - 28.01.2010
  • 68 cm - 29.01.2010
  • 80 cm - 30.01.2010
  • 87 cm - 31.01.2010
  • 91 cm - 01.02.2010


Im Folgenden einige Bilder aus Kiespe (Nordrhein-Westfalen) im Sauerland, welche uns Marc Thiessenhusen freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

Schneemassen in Kierspe (Nordrhein-Westfalen, Sauerland)
Abb. 6: Schneemassen in Kierspe (Nordrhein-Westfalen, Sauerland)

Schneemassen in Kierspe (Nordrhein-Westfalen, Sauerland)
Abb. 7: Schneemassen in Kierspe (Nordrhein-Westfalen, Sauerland)

Schneemassen in Kierspe (Nordrhein-Westfalen, Sauerland)
Abb. 8: Schneemassen in Kierspe (Nordrhein-Westfalen, Sauerland)

Neben den Mittelgebirgen war ab dem 27.01.2010 der Nordosten Deutschlands von heftigen Schneefällen und Schneeverwehungen betroffen. Diese erreichten mit einem kleinen, aber intensiven Tiefdruckgebiet ihren Höhepunkt am 29. und 30.01.2010. Über der Nordsee entwickelte sich ein Randtief, welches sich zum Sturmtief KEZIBAN entwickelte und über Norddeutschland weiter zur Ostsee und nach Nordpolen zog.

Am stärksten waren die Ostseeküste sowie Vorpommern von ergiebigen Schneefällen und massiven Schneeverwehungen betroffen. So wurde an der MeteoGroup-Wetterstation Hiddensee-Dornbusch eine Orkanbö von 119 km/h gemessen. Ansonsten traten an der Ostsee verbreitet Sturmböen, vielerorts auch schwere Sturmböen von 90 bis 100 km/h auf. Besonders auf Rügen türmten sich die Schneeverwehungen meterhoch. Die Insel Hiddensee war zudem tagelang von der Außenwelt abgeschnitten und nur noch mit dem Hubschrauber erreichbar.

Schneeverwehungen auf Rügen
Abb. 9: Schneeverwehungen auf Rügen führten dazu, dass Bundesstraßen und Autobahnzubringer zum Teil zwei Tage völlig gesperrt werden mussten.

Schneeverwehungen auf Rügen
Abb. 10: Schneeverwehungen auf Rügen noch einmal vergrößert

Schneehöhenverlauf in Greifswald (2 m, Mecklenburg-Vorpommern)

  • 18 cm - 27.01.2010
  • 25 cm - 28.01.2010
  • 25 cm - 29.01.2010
  • 38 cm - 30.01.2010
  • 49 cm - 31.01.2010
  • 46 cm - 31.01.2010


Der Januar endete in ganz Deutschland tief winterlich mit einer geschlossenen Schneedecke. Im Nordosten kletterten die Temperaturen im gesamten Januar nur kurzzeitig etwas über den Gefrierpunkt. Ansonsten herrschte durchweg Dauerfrost. An der MeteoGroup-Wetterstation in Penkun (Vorpommern) wurde lediglich am 28. und 29.01.2010 eine Höchsttemperatur von etwas über 1 Grad gemessen, an den übrigen Tage blieb es bei Dauerfrost. Am 23., 24. und 26.01.2010 lag die Höchsttemperatur sogar leicht unter -10 Grad.


Auswahl von Schneehöhen am 31.01.2010

  • 205 cm - Zugspitze (Bayern)
  • 110 cm - Brocken (Sachsen-Anhalt)
  • 108 cm - Großer Arber (Bayern)
  • 87 cm - Kahler Asten (Nordrhein-Westfalen), Fichtelberg (Sachsen)
  • 85 cm - Clausthal-Zellerfeld (Niedersachsen)
  • 79 cm - Neuhaus am Rennweg (Thüringen)
  • 60 cm - Freudenstadt (Baden-Württemberg)
  • 59 cm - Bad Berleburg-Stünzel (Nordrhein-Westfalen)
  • 55 cm - Braunlage (Niedersachsen)
  • 54 cm - Meinerzhagen-Redlendorf (Nordrhein-Westfalen)
  • 50 cm - Rambin/Rügen (Mecklenburg-Vorpommern)


Warnungen der Unwetterzentrale
Warnungen für Extremtemperaturen
Nach den kräftigen Schneefällen und dem neuerlichen Kaltlufteinbruch waren Warnungen vor strengem bzw. sehr strengem Nachtfrost notwendig. Die räumliche Detailgenauigkeit sticht dabei besonders in Auge: Die Nordfriesischen und Ostfriesischen Inseln sowie das komplette Oberrheintal hatten keinen strengen Frost zu erwarten, demzufolge blieben diese Regionen "grün". Bei Nordostwind, welcher direkt von der Ostsee her auf die Küsten Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns traf, war lediglich strenger und kein sehr strenger Frost unter -15 Grad zu erwarten, ergo galten hier nur Warnungen der Warnstufe ORANGE.


Klimaübersicht Januar 2010
Der Januar fiel in ganz Deutschland zu kalt aus. Die Abweichung vom langjährigen Mittel betrug für Gesamtdeutschland -2,9 Grad. Erneut sollten jedoch einige Unterschiede beachtet werden. Während die Abweichung in Süddeutschland etwa -1 bis -2 Grad betrug, war es nördlich der Mittelgebirge noch deutlich kälter. In der Osthälfte fiel der Monat verbreitet um etwa -4 Grad zu kalt aus. Die Niederschlagsausbeute fiel insgesamt etwas unterdurchschnittlich aus, so dass nur 70 % vom langjährigen Mittelwert erreicht wurden. Auch die Sonne schien mit deutschlandweit nur 63 % zu selten.

Extremwerte vom Januar 2010
Tab. 1: Extremwerte vom Januar 2010


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Diese Zusammenstellung wurde von Fabian Ruhnau, Meteorologe der Unwetterzentrale, im Februar 2010 erstellt.
Das Foto im Kopf dieser Seite wurde von Thomas Sävert, Meteorologe der Unwetterzentrale, zur Verfügung gestellt.

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