Winterrückblick 2009/2010: Dezember 2009
Die erste Dekade im Zeitraum vom 01. bis 10.12.2009, verlief relativ unspektakulär: So fanden weder bedeutsame Sturmereignisse noch ausgeprägte Kältewellen oder markante Schneefallereignisse statt. Die Großwetterlage wurde durch zahlreiche Tiefdruckgebiete auf dem Nordostatlantik bestimmt. Diese beeinflussten auch Deutschland mit ihren Ausläufern sowie relativ milder Meeresluft. Ab dem 10.12.2009, also pünktlich zur zweiten Dekade, begann sich die Großwetterlage in Europa grundlegend umzustellen.
Ob es in Mitteleuropa eher mildes oder sehr kaltes Wetter gibt, hängt allein von der herrschenden Großwetterlage, also von der großräumigen Luftdruckverteilung, ab. Die Druckgebilde, in Form von Hoch- und Tiefdruckgebieten, halten kalte, aber auch milde Luftmassen in der Nordhemisphäre ständig in Bewegung. Entscheidend für die Witterungsverhältnisse ist, in welchen Zustrom der unterschiedlich temperierten Luftmassen wir gelangen.
Abb. 1: Großwetterlage in Europa am 07.12.2009 um 01 Uhr MEZ
Die vorangehende Karte zeigt die Luftdruckverteilung über Europa am 07.12.2009. Zwischen der kräftigen Tiefdruckzone über dem Nordostatlantik und der ausgeprägten Hochdruckzone über Südeuropa lag Deutschland in einer westlichen bis südwestlichen Strömung, mit der milde Meeresluft zu uns gelangte. Wichtig ist dabei, dass sich Tiefdruckgebiete auf der Nordhalbkugel immer gegen, Hochdruckgebiete immer mit dem Uhrzeigersinn drehen. Bei dieser Druckkonstellation kann es in Mitteleuropa nicht kalt werden.
Im weiteren Verlauf tauschten die Hoch- und Tiefdruckgebiete in Europa ihre Positionen, so dass sich auch die Luftmassenverteilung vollkommen anders präsentierte.
Abb. 2: Großwetterlage in Europa am 17.12.2009 um 01 Uhr MEZ
Über Mitteleuropa baute sich vorübergehend ein Hochdruckgebiet auf, welches sich rasch retrograd, also nach Westen verlagerte. So konnte sich bei uns eine kräftige Tiefdruckzone etablieren und gleichzeitig sehr kalte Luft sibirischen Ursprungs einfließen. Von einer retrograden Verlagerung der Druckgebilde spricht man, wenn diese sich entgegen der bei uns typischen West-Ostverlagerung bewegen. Die sich nun darstellende Großwetterlage bedeutet zwangsläufig kaltes und zu Schneefällen neigendes Winterwetter in Mitteleuropa.
Ab dem 11.12.2009 wurde es von Osten her kontinuierlich kälter und ab dem 14.12.2009 traten landesweit Nachtfröste auf. Vielfach kam es auch zu Dauerfrost oder zu Höchstwerten knapp über 0 Grad. Schneefälle beschränkten sich zunächst noch auf die Mittelgebirge sowie auf einige Gebiete in Süddeutschland. Ab dem 17.12.2009 kam es dann nahezu landesweit zu leichten bis mäßigen Schneefällen.
Der Höhepunkt des Kaltluftvorstoßes erfolgte am 19. sowie am 20.12.2009. Hochreichende und eisige Kaltluft sibirischen Ursprungs erreichte die Mitte Deutschlands. Bei wolkenlosem Himmel konnte sich die eingeflossene Luftmasse besonders nachts über dem frischen Schnee markant abkühlen. Verbreitet trat strenger bis sehr strenger Nachtfrost auf, lediglich im äußersten Norden blieb es etwas weniger kalt.
In der Nacht zum Samstag, den 19.12.2009 wurden an der Station Dippoldiswalde-Reinberg (Sachsen) -24,3 Grad und in Dill/Hunsrück (Rheinland-Pfalz) -22,9 Grad gemessen. Auch im Norddeutschen Tiefland wurde am Flughafen Hannover mit -19,6 Grad sehr strenger Frost registriert. Im Laufe des Samstags stiegen die Temperaturen daher kaum an. Besonders im Osten, Süden und in der Mitte Deutschlands klettern die Temperaturen nicht über -10 Grad. Die kommende Nacht zum Sonntag, den 20.12.2009 sollte allerdings noch weitaus kälter werden. In Albstadt-Degerfeld fiel das Thermometer auf -30,3, Grad, auf der Sonnenbühl Alb wurden -29,8 Grad gemessen. An zahlreichen weiteren Wetterstationen wurden Temperaturen gemessen, die deutlich unter -20 Grad lagen.
Auswahl einiger Höchsttemperaturen vom 19.12.2009
- -18,3°C - Neuhaus am Rennweg (Thüringen)
- -15,8°C - Harzgerode (Sachsen-Anhalt)
- -15,1°C - Chemnitz (Sachsen)
- -14,7°C - Eisenach (Thüringen)
- -13,6°C - Nürnberg (Bayern)
- -13,3°C - Leipzig-Holzhausen (Sachsen)
- -12,0°C - Hannover-Flughafen (Niedersachsen)
- -11,9°C - Berlin-Marzahn (Berlin)
- -11,5°C - Bad Lippspringe (Nordrhein-Westfalen)
- -10,9°C - Wolfsburg (Niedersachsen)
- -10,6°C - Bonn-Roleber (Nordrhein-Westfalen)
- -10,3°C - Baden-Baden (Baden-Württemberg)
- -10,1°C - Trier (Rheinland-Pfalz)
Abb. 3: Auswahl Höchsttemperaturen vom Samstag, den 19.12.2009
Auswahl einiger Tiefsttemperaturen vom 20.12.2009
- -30,3°C - Albstadt-Degerfeld (Baden-Württemberg)
- -29,8°C - Sonnenbühl/Alb (Baden-Württemberg)
- -27,4°C - Zugspitze (Bayern)
- -26,1°C - Dill/Hunsrueck (Rheinland-Pfalz)
- -24,9°C - St. Georgen/Schwarzwald (Baden-Württemberg)
- -23,7°C - Sigmaringen-Laiz (Baden-Württemberg)
- -23,7°C - Eschenfelden (Frankenalb) (Bayern)
- -23,5°C - Bad Brambach-Kurpark (Sachsen)
- -23,1°C - Großer Arber (Bayern)
- -23,0°C - Merklingen (Baden-Württemberg)
- -23,0°C - Muensingen-Apfelstetten (Baden-Württemberg)
- -22,9°C - Hinterzarten (Baden-Württemberg)
- -22,5°C - Schwendi (Baden-Württemberg)
- -22,4°C - Nettersheim (NRW)
- -22,4°C - Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg)
- -22,1°C - Medebach (NRW)
- -22,1°C - Eslohe (NRW)
- -22,0°C - Freiburg-Ebnet (Baden-Württemberg)
Abb. 4: Auswahl Tiefsttemperaturen vom Sonntag, den 20.12.2009
Am Wochenende des 19. und 20.12. wurden mehrere Dekadenrekorde eingestellt. Eine Besonderheit war, dass am 19.12.2009 alte Rekorde eingestellt wurden, die jedoch am 20.12.2009 erneut an einigen Stationen deutlich überboten wurden.
Tab. 1: Übersicht neue Dekadenrekorde vom 20.12.2009
Am 20.12.2009 erfassten ausgeprägte Tiefausläufer mit kräftigen Schneefällen das ganze Land. Starke bis örtlich stürmische Böen im Flachland und Sturmböen in den Mittelgebirgen sorgten zudem für Schneeverwehungen und somit verbreitet für Behinderungen im Straßen- und Flugverkehr. Am 21.12.2009 lag dann ganz Deutschland unter einer geschlossenen Schneedecke. Bereits jetzt stachen bei der Betrachtung der Schneehöhen einige Gebiete in Norddeutschland hervor. Dies resultierte aus wiederholt kräftigen Schneeschauern und schauerartigen Schneefällen, die von der See ins angrenzende Binnenland zogen. Zudem präsentierten sich auch einige Niederungen in Westdeutschland, welche nicht für hohe Schneedecken berühmt sind, tief winterlich.
Abb. 5: Auswahl Schneehöhen vom Montag, den 21.12.2009 um 7 Uhr MEZ
Die 10 höchsten Schneedecken
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167 cm - Zugspitze (Bayern)
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70 cm - Wendelstein (Bayern)
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69 cm - Obere Firstalm Schlierseer Berge (Bayern)
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47 cm - Brocken (Sachsen-Anhalt)
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45 cm - Grosser Arber, Immenstadt Reute (Bayern)
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41 cm - Oberreute (Bayern)
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40 cm - Oy-Mittelberg-Petersthal, Waakirchen-Demmelberg (Bayern)
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38 cm - Kreuth-Glashütte (Bayern)
15 Zentimeter und mehr - Stationsauswahl Norddeutschland
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24 cm - Emden (Niedersachsen)
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23 cm - Wittmund (Niedersachsen)
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20 cm - Bockhorn-Grabstede, Borkum-Flugplatz, Dornum (Niedersachsen)
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19 cm - Flensburg (Schleswig-Holstein); Steinhagen Negast, Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern)
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18 cm - Wangerland-Hooksiel, Norden-Leybuchtpolder (Niedersachsen)
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17 cm - Bad Schwartau-GrossParin (Schleswig-Holstein)
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16 cm - Nordholz (Niedersachsen)
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15 cm - Rambin/Rügen, Sagard (Mecklenburg-Vorpommern); Kiel (Schleswig-Holstein)
15 Zentimeter und mehr - Stationsauswahl Westdeutschland
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26 cm - Wuppertal-Buchenhofen (Nordrhein-Westfalen)
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25 cm - Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen)
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24 cm - Duisburg-Baerl (Nordrhein-Westfalen)
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20 cm - Wenden-Dörnscheid, Solingen-Hohenscheid, Esterbach, Dahlem-Schmidtheim, Meinerzhagen-Redlendorf, Dormagen-Zons (Nordrhein-Westfalen)
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19 cm - Wipperfürth-Gardeweg (Nordrhein-Westfalen)
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18 cm - Medebach-Schlossberg, Bad Berleburg (Nordrhein-Westfalen)
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17 cm - Attendorn-Neulisternohl (Nordrhein-Westfalen)
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16 cm - Lissendorf (Rheinland-Pfalz); Kahler Asten, Reichshof-Eckenhagen (Nordrhein-Westfalen)
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15 cm - Battenberg-Hof Karlsburg, Dietzhölztal-Mandeln (Hessen); Bad Berleburg Stünzel, Kalkar, Luedenscheid, Nettetal-Hülst, Medebach, Tönisvorst (Nordrhein-Westfalen); Schneifelforsthaus (Rheinland-Pfalz)
Abb. 6: Auswahl Höchsttemperaturen vom Dienstag, den 22.12.2009
Am 22.12.2009 stellte sich die Wetterlage um. Ein Tiefdruckgebiet verlagerte sich vom Nordmeer über Großbritannien weiter zur Biskaya. Deutschland gelangte somit auf der Vorderseite des Tiefdruckgebietes in eine südwestliche Strömung, was die Zufuhr milderer Meeresluft zur Folge hatte. Am Oberrhein gab es am 22.12.2009 einen markanten Temperaturanstieg. So wurden in Weil am Rhein 15 Grad und in Freiburg 14,3 Grad als Höchsttemperatur gemessen. Am 27.12.2009 war die Schneedecke im Tiefland nahezu landesweit abgetaut.
Abb. 7: Auswahl Schneehöhen am Samstag, den 26.12.2009 um 7 Uhr MEZ
In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr baute sich eine so genannte Grenzwetterlage mit einer relativ milden Südwesthälfte und einer deutlich kälteren Nordosthälfte auf. Im Übergangsbereich zwischen milder Meeresluft und kalter Kontinentalluft kam es zu Schneefällen, vielerorts auch zu gefrierendem Regen. Die milde Luft vom Atlantik schob sich über die am Boden lagernde Kaltluft, so dass in einigen Gebieten in der Mitte Deutschlands bei Luftfrost stundenlang leichter bis mäßiger Regen fiel. Die Folge war ein dicker Eispanzer auf Straßen, Wegen und anderen Gegenständen. Zudem brachen dicke Äste und einige Bäume unter der Eislast zusammen.
Klimaübersicht Dezember 2009
Deutschlandweit fiel der Dezember mit -0,44 Grad Abweichung leicht zu kalt aus. Es zeigte sich jedoch ein Süd-Nordgefälle, so dass im Norden Deutschlands die Abweichung vom langjährigen Klimamittel etwa -1 Grad betrug, es im Süden mit +0,5 Grad dagegen sogar leicht zu warm war. Im Oberrheingraben war es mit +1 bis +1,5 Grad noch etwas deutlicher zu warm.
Tab. 2: Übersicht Extremwerte aus dem Dezember 2009
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Diese Zusammenstellung wurde von Fabian Ruhnau, Meteorologe der Unwetterzentrale, im Februar 2010 erstellt.
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