Orkantief NICOLAS
niedrigster Kerndruck im europäischen Raum
- 976 hPa
- 08.02.2011, 12 UTC, Estland
Einflusszeitraum in Mitteleuropa
- 07.02.2011 bis 08.02.2011
Auswahl Spitzenwindböen über 75 km/h (Bergland, Inseln oder Küste)
- 131 km/h - Hiddensee-Dornbusch
- 130 km/h - Brocken
- 122 km/h - Borkum (MM), Helgoland-Oberland
- 119 km/h - Hörnum/Sylt, List/Sylt-Ellenbogen, Strucklahnungshörn
- 115 km/h - Büsum, Hallig Hooge, Putlos
Auswahl Spitzenwindböen über 75 km/h (Flachland)
- 111 km/h - Glücksburg-Meierwik
- 107 km/h - Hohn, Itzehoe
- 104 km/h - Schleswig/Jagel
- 96 km/h - Dörnick, Flensburg (Schäferhaus), Laage
- 93 km/h - Bad Harzburg-Burgberg, Hamburg-Veddel, Nordholz, Tarp
Ausführlichere Betrachtung des Orkantiefs in Dänemark
Das Besondere an Tief NICOLAS war, dass es sich sehr schnell verlagert hat. Sein Kerndurck war zur Zeit der stärksten Windböen in Mitteleuropa mit gerade einmal 983 bis 981 hPa nicht gerade niedrig und dies belegt einmal mehr, dass der Kerndruck alleine keine brauchbare Aussage über die Stärke eines Tiefs liefern kann. Es kommt darauf an, wie groß die Luftdruckgegensätze über einen bestimmten Gebiet sind und wie schnell sie sich ausgleichen.
Die Kaltfront des Tiefs, welche am 07.02.2011 abends von Nordwesten her nach Deutschland zog, brachte sogar zunächst nicht einmal Niederschläge. Das korrespondierende Niederschlagsgebiet entwickelte sich erst über Belgien, den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen, als es durch orographische Hindernisse, sprich die ersten Mittelgebirge, angehoben und dadurch zum Abregnen gezwungen wurde.
Eine weitere Besonderheit war, dass rückseitig des Tiefs ein markant ausgeprägter Schwall Höhenkaltluft nach Südosten geführt wurde (vgl. Abb. 3). Vorderseitig des Tiefs betrug die Temperatur im so genannten 500 hPa-Niveau etwa fünf Kilometern Höhe über Dänemark rund -25 Grad. Rückseitig des Tiefs sank die Temperatur dort rasch auf bis zu -36 Grad. Die Luftschichtung labilisierte demzufolge und vertikale Umlagerungen waren möglich.
Der isallobarische Wind (durch die rasche Luftdruckveränderung hervorgerufene Verstärkung des Windes) führte zusammen mit vertikalen Umlagerungen an den Küsten von Nord- und Ostsee verbreitet zu orkanartigen Böen oder Orkanböen. Besonders schwer betroffen war Dänemark, denn hier zog das Hauptsturmfeld durch, weswegen sogar Orkanböen bis ins Binnenland aufgetreten sind (Abb. 4, 5 und 6).
Auf den nachfolgenden Karten können Sie zum einen sehen, wie schnell das Tiefdruckgebiet über die Nordspitze Dänemarks und das Skagerrak nach Südschweden abgezogen ist (Abb. 1) und zum anderen, wie stark sich die Luftdruckänderung bemerkbar gemacht hat (Abb. 2).
Abb. 1: 3stündiger Verlauf des Bodenluftdrucks über Dänemark vom 07.02.2011, 19 MEZ bis 08.02.2011, 04 MEZ
Abb. 2: 3stündige Luftdruckveränderungen Dänemark vom 07.02.2011, 19 MEZ bis 08.02.2011, 04 MEZ (Beispiel: +50 = +5,0 hPa Luftdruckänderung in 3 Stunden)
Abb. 3: 3stündige Veränderung der Temperatur im 500 hPa-Niveau (in ca. 5,5 km Höhe), 07.02.2011, 22 bis 08.02.2011, 13 MEZ
Abb. 4: Beispiel einer Warnkarte der Unwetterzentrale Dänemark
Abb. 5.: 6stündige Spitzenwindböen 07.02.2011, 19 bis 08.02.2011, 01 MEZ
Abb. 6.: 6stündige Spitzenwindböen 08.02.2011, 01 bis 08.02.2011, 07 MEZ
Auswahl Spitzenwindböen über 75 km/h (Dänemark: Küste)
- 137 km/h - Roesnaes (Seeland)
- 131 km/h - Torsminde (Westjütland)
- 122 km/h - Gniben (Seeland)
- 120 km/h - Kegnaes (Südjütland)
- 119 km/h - Kopenhagen/Kastrup (Seeland)
Auswahl Spitzenwindböen über 75 km/h (Dänemark: Binnenland)
- 119 km/h - Karup (Jütland)
- 115 km/h - Randers-Hald, Tirstrup (Jütland); Roskilde/Tune (Seeland)
- 111 km/h - Odense-Lufthavn (Fünen), Stilstrup (Westjütland)
- 107 km/h - Skrydstrup (Südjütland),
- 104 km/h - Aalborg (Nordjütland)
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