Sturmtief ADHELD
niedrigster Kerndruck im europäischen Raum
- 968 hPa
- 07.05.2009, 00 UTC, zwischen Island und den Britische Inseln
Einflusszeitraum in Mitteleuropa
- 07.05.2009 bis 09.05.2009
Auswahl Spitzenwindböen über 75 km/h (Bergland, Inseln oder Küste)
- 122 km/h - FW TW Ems*
- 111 km/h - Travemünde*, Elpersbüttel*
- 107 km/h - Stötten
- 106 km/h - Borkum (MM)*
- 102 km/h - Helgoland-Oberland*
- 100 km/h - Feldberg/Schwarzwald, Hiddensee-Dornbusch*, Norden-Norddeich*
Auswahl Spitzenwindböen über 75 km/h (Flachland)
- 96 km/h - Weihenstephan-Duenast
- 94 km/h - Hamburg-Veddel*, Itzehoe (MM)*
- 93 km/h - München-Museumsturm, Stralsund*, Rottweil
- 91 km/h - Hamburg-Flughafen*, Kiel*, Schleswig-Jagel*
- 87 km/h - Marnitz*, Uelzen*, Oldenburg-Flughafen*, Luebstorf (Mecklenburg)*
Durchzug eines markanten Troges
Am Nachmittag und in den Abendstunden des Freitages, den 08.05.2009 zog von der Nordsee kommend der kräftige Höhentrog des Sturmtiefs ADHELD mit Zentrum über dem Nordmeer rasch über die Benelux-Länder und die Nordhälfte Deutschlands hinweg nach Osten. Im Umfeld dieses Troges sank die Temperatur im 500 hPa-Niveau (also in etwa 5,5 km Höhe) von -23/25°C auf bis zu -31°C. In ca. 1,5 km Höhe (in der 850 hPa-Druckfläche) ging die Temperatur von +4/+3°C auf bis zu -2°C zurück. Hinzu kam ein aufgeprägtes Hebungsgebiet, womit der Trog einherging, das durch starke PVA (positive Vorticityadvektion) gekennzeichnet war.
Ein Trog ist grundsätzlich durch eine Minimaltemperatur im Vergleich zur Umgebungsluft gekennzeichnet. Er ist meist an der Südseite von Bodentiefs, hinter der zugehörigen Kaltfront anzutreffen, so auch bei Sturmtief ADHELD: Die zugehörige Kaltfront des Tiefs erstreckte sich am 08.05.2009 von Südwest nach Ost quer über Deutschland. Mit ihr wurde bereits subtropische Warmluft durch einen ersten Schwall kühlerer Atlantikluft ersetzt. Durch die Tageszeit begünstigt, entwickelten sich an der Kaltfront einzelne kräftige Gewitter mit Starkregen, großem Hagel und schweren Sturmböen. Hinter der Kaltfront setzte das klassische Absinken (die sogenannte postfrontale Subsidenz) ein, sodass die Sonne noch einmal gebietsweise zum Vorschein kam. Durch die Erwärmung der bodennahen Luftschichten durch die Sonne konnte sich der Temperaturgradient vom Erdboden bis in höhere Luftschichten noch einmal verstärken. Dies führte dazu, dass bis zum Eintreffen des Troges optimale Voraussetzungen für markante Wettererscheinungen geschaffen waren.
Der Trog ging mit einer Squall-Line einher, einer schmalen Linie, die mit kräftigen Schauern und einzelnen Gewittern durchzogen ist. Diese Linie traf von der Nordsee zuerst auf die Benelux-Länder und brachte hier bereits gebietsweise Sturmböen an den Küsten und bis ins Flachland. Mit Überquerung der Nordhälfte Deutschlands wurden sogar gebietsweise schwere Sturmböen bis ins Flachland registriert, an der Nordseeküste wurden sogar orkanartige Böen gemessen.
Die Spitzenböen, die durch den Trog ausgelöst wurden, sind in der Liste oben mit * gekennzeichnet.
Das Ereignis war schwer und vor allem erst sehr kurzfristig vorhersagbar. Die Berechnungen führender Computermodelle zeigten selbst bis zum Mittag, des 08.05.2009 keine derart starke Entwicklung. Erst mit den 12 UTC-Berechnungen, die den Meteorologen der Unwetterzentrale am späten Nachmittag (ab 17 Uhr) vorlagen, wurde die Situation annähernd erfasst. Und so zeigte sich nicht nur ein ausgeprägtes Hebungsfeld sondern auch ein herausragender Druck- und Temperaturgradient am Boden sowie besonders in der Höhe. Mit der Höhenkaltluft und bei der Tageszeit konnte der vertikale Impulstransport bis zum Boden stark durchgreifen, sprich der Höhenwind konnte 1:1 heruntergemischt werden; durch den Reibungsverlust über Wasser kam es beim Heruntermischen sogar noch zu einer Verstärkung des Windes, was die orkanartigen Böen an der Nordseeküste erklären könnte.
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